Der klimaneutrale individuelle Personenverkehrs wird ein zentraler Faktor beim Umbau zu “CO2 Netto-Null bis 2050” sein. Ideal wäre, wir könnten den Umbau über Verlagerungen auf ÖV, Velo, E-Bike, Fusswege und mittels Homeoffice erreichen. Aber ich habe meine Zweifel, ob dies gelingen kann. So würde z.B. der dazu notwendige Ausbau des ÖV viel zu lange dauern. Ein Beispiel zur Illustration: der neue Durchgangsbahnhof in Luzern soll ca. 2040 in Betrieb kommen…
Nehmen wir “CO2 Netto-Null 2050” wirklich ernst, kommen wir meiner Meinung nach nicht darum herum Personenwagen auf erneuerbare Energien umzustellen! Welche Technologie(n) bis 2050 das Rennen macht weiss wohl niemand, aber in einem ersten Schritt werden es sicher Elektro-Autos sein.
Ich habe in einem Hintergrundbericht versucht diesen Umbau zu modellieren und in einem möglichen Szenario (d.h. keine Prognose!) aufgezeigt, welche Wachstumsraten wir bei den Erneuerbaren erreichen müssen um das Ziel des Umbaus zu erreichen. Zwei wichtige Randbedingung des Szenarios: Einerseits die “natürliche” Ersatzrate der Personenwagen auszunutzen, d.h. keine fossile Personenwagen frühzeitig zu “verschrotten”, und andererseits eine Stabilisierung des individuellen Personenverkehrs auf dem Niveau von 2020. Ein allfälliges Mobilitäts-Wachstum müsste als von ÖV, Velo und E-Bike aufgefangen oder durch Home-Office vermieden werden.

Folgende Punkte aus obiger Grafik scheinen mir interessant (Quellenangaben finden sich hier):
- Die nächsten 5-6 Jahre werden wir jährliche Wachstumsraten von 50% bei den Erneuerbaren benötigen, danach wird das Wachstum abflachen. Diese Wachstumsrate wurde z.B. 2018 erreicht, die Zahl ist also durchaus realistisch.
- Ab 2025/26 werden keine Personenwagen mit fossilen Treibstoffen mehr in Betrieb genommen.
- Bis ca. 2045 kann der Umbau abgeschlossen sein.
Alles ein ein frommer Wunschtraum, oder ist es tatsächlich denkbar, dass nach 2025&26 keine fossilen Personenwagen mehr in Verkehr genommen werden? Dazu ein paar andere Stimmen:
- In der NZZ vom 29.4.2021 äussert sich Reto Cavegn, ehemaliger Leiter der Zürcher Sektion des TCS, wie folgt: “Das Auto mit Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell. Man kann darüber diskutieren, wie lange es noch geht. Ich bin der Meinung, ab 2025 gibt es im Massenmarkt kaum mehr Neuwagen mit Benzin- oder Dieselantrieb im Angebot”.
- Die Internationale Energieagentur wirft ihre eigenen Empfehlungen bei Erdöl und Erdgas über den Haufen (NZZ, 25. Mai 2021): “Wenn weltweit das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 erreicht werden soll, dürfen ab sofort keine Investitionen mehr in neue Erdöl-, Erdgas oder Kohlefelder fliessen. Zudem sollen ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor verkauft werden. Dies sind starke Worte einer Agentur, die 1974 nach der Erdölkrise von Industriestaaten gegründet wurde, um sich besser gegen Störungen am Erdölmarkt zu wappnen”.
- Am 22.5.2021 titelt das St. Galler Tagblatt: “Tesla ist erstmals nicht mehr in der Pole-Position: Das meistverkaufte Elektroauto der Schweiz ist ein VW”. Belächelte VW früher Elektroautos, ist es dank dem Weckruf von Tesla zu einem Umdenken bei VW und anderen Produzenten gekommen.
- Norwegen ist Vorreiter: Im Jahre 2020 sind 80% der Neuwagen in Norwegen elektrische Autos und Norwegen plant ab 2025 keine Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen.
- Die Firma Volvo plant, bis ins Jahr 2030 nur noch elektrische Fahrzeuge zu produzieren (NZZ 2.3.2021)
- Der Car-Sharer Mobility will seine Flotte bis spätestens 2030 mit emissionsfreiem Antrieb betreiben
Es tut sich also was! Alle sind wir nun gefordert, dies in die Tat umzusetzen, insb. auch wir Konsumenten*innen!
Ein laufendes Monitoring zu diesem Umbauprozess findet sich hier.
PS: Natürlich gibt es auf dem Weg dazu diverse Herausforderungen, wie z.B. eine ökologische Batterieproduktion/Rezyklierung, Ausbau einer nachhaltigen Stromproduktion etc.. Aber davon später.
Kommentar verfassen