Ohne AKW wird der Strom knapp (?)

So titelte (ohne Fragezeichen) die NZZ am Sonntag in der Printausgabe vom 4. Juli 2021. Obwohl die Quellenangaben im Bericht eher dürftig sind, zeigt eine Spurensuche, dass sich die verwendete Grafik auf die Studie “Energieperspektiven 2050+” des Bundesamtes für Umwelt (BfE) bezieht. – Das gleiche Szenario (Szenario Zero Basis) , welches ich auf “CO2 Netto-Null 2050” als Referenz-Szenario für das Monitoring verwende.

Heisst dies nun, dieses Szenario bedingt eine Laufzeitverlängerung der AKWs, wie es im Artikel, notabene mit einem Bezug auf einen Vortrag des Vizechefs BfE, impliziert wird? – Wohl kaum, vielmehr haben wir hier ein Anschauungsbeispiel dafür, was passiert wenn man einzelne Fakten einer Studie aus dem Kontext reisst.

Aber der Reihe nach:
Im erwähnten BfE-Szenario (Energieperspektiven 2050+: Mögliche Wege in eine erneuerbare und klimaneutrale Energiezukunft) werden die Netto-Importe im Winter- und Sommerhalbjahr aufgeführt:

Quelle: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81356.html

Dabei wird ersichtlich, dass im Winterhalbjahr der Stromimport (grau) tatsächlich wachst, wobei die Wachstumsschübe mit den Abschaltzeitpunkten einzelner AKWs zusammen fallen.
Was im Artikel der NZZ am Sonntag nicht erwähnt wird: im Sommerhalbjahr wird entsprechend Strom exportiert, die Nettoimporte übers ganze Jahr sinken sogar mit der Zeit!

Der Originalbericht des BfE gibt denn auch die passende Erklärung:
«Der Import dieser Strommenge [im Winterhalbjahr] aus dem Ausland ist gewährleistet und besteht insbesondere aus Windenergie. Im Sommerhalbjahr hingegen exportiert die Schweiz über den gesamten Betrachtungszeitraum Elektrizität. Diese Exporte stammen vor allem aus der flexiblen Wasserkraftproduktion und zu Zeiten, in denen die Windenergie- und PV-produktion in den Nachbarländern geringer ist.»

Es ist “sonnenklar”, im Winterhalbjahr wird die Solarenergie in geringerem Masse verfügbar sein. Wir werden daher insb. auf Windkraft, Geothermie und speicherbare Energie wie z.B. Wasserstoff angewiesen sein. Es kann durchaus sein, dass es sinnvoll ist dies aus dem Ausland zu beziehen, denken wir z.B. an die Wasserstoffproduktion in der Wüste. Trotzdem wird unsere Auslandabhängigkeit abnehmen, da wir bei fossilen und nuklearen Brennstoffen zu 100% aus dem Ausland abhängig sind!

Lassen wir uns also nicht beirren. Fokussieren wir auf den zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien. Auf “CO2 Netto-Null 2050” werde ich die Entwicklung weiterhin verfolgen 😉

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