Die gute Nachricht auf dem Weg zu “CO2 Netto-Null”: Der Umbau zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen ist voll im Gange (siehe Abschnitt Erneuerbare Personenwagen).
Die schlechte Nachricht: Der Stromverbrauch für die Produktion von Bitcoins produzierte im Jahr 2021 mehr CO2, als mit dem Wechsel auf E-Fahrzeugen eingespart wurde.
Die entsprechenden Studien stammen vom Ökonom Alex de Vries [1]. Die wichtigsten Ergebnisse daraus wurden in der NZZ vom 27.6.2022 publiziert [2]. Dort wurde auch folgende Grafik publiziert:

Viele können sich vielleicht nicht vorstellen, warum die Bitcoin so viel Strom verbraucht.
Stark vereinfacht: Bei Bitcoins wird von sog. “Minern” in einem aufwändigen Berechnungsverfahren ein digitaler Schlüssel produziert. Dieser Rechenaufwand garantiert die Manipulationssicherheit der Blockchain. Es gibt zwar auch Blockchain-Systeme (Bitcoin ist eine mögliche Form einer Blockchain) welche weniger Energie brauchen. Aber ein entsprechender Wechsel bei Kryptowährungen ist kaum in Sicht, die Beteiligten haben schlicht kein Interesse daran!
In diesem Sinne könnte der aktuelle Krypto-Crash auch eine Chance sein. Er müsste aber noch viel weiter gehen. Und es hängt davon, welche Miner zuerst aufgeben müssen: diejenigen mit billigem Kohlestrom oder mit regenerativem Strom…
Was mich dabei erstaunt: Die Schweiz hat sich zu CO2 Netto-Null verpflichtet. Trotzdem setzt sich der Schweizer Bundesrat (Ueli Maurer) aktiv für Kryptowährungen wie Bitcoin ein [3], Hochschulen wollen fortschrittlich sein und akzeptieren Bitcoin als Zahlungsmittel [4] etc.
Dies zeigt, dass wir die Umsetzung zu “CO2 Netto-Null” noch nicht verinnerlicht haben. Wie sagte es doch kürzlich die Ökonomin Esther Duflo: “Es ist nicht so, dass Menschen nicht bereit sind, sich zu ändern. Manchmal tun sie es, manchmal nicht. Man muss verschiedene Dinge ausprobieren.” [5]
Sollten sich die Krypto-Währungen nicht via Crash selber abschaffen oder endlich stromsparende Techniken eingesetzt werden, wird es auch hier einen Mix aus CO2 Steuer und Regulierungen brauchen!
[1] Alex de Vries kreierte das Portal digiconomist:
https://digiconomist.net/bitcoin-now-negating-a-decade-of-progress-in-deploying-electric-vehicles/
[2] Ruth Fulterer, NZZ 27.6.2022, “Bitcoin hat 2021 mehr CO2 verursacht, als die Umstellung auf E-Autos gespart hat. Ist der Crash gut fürs Klima?”
https://www.nzz.ch/technologie/im-jahr-2021-hat-bitcoin-mehr-co2-verursacht-als-die-umstellung-auf-e-autos-gespart-hat-aendert-sich-diese-bilanz-nach-dem-krypto-crash-ld.1690082
[3] Markus Städeli, “Ueli, der Crypto-Bro”, NZZ magazin, 25.6.2022
[4] Hochschule Luzern akzeptiert Zahlungen mit Bitcoin, 3.10.2017, https://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/ueber-uns/medien/medienmitteilungen/2017/10/03/bitcoin/
[5] Esther Duflo, Tagesanzeiger 28.6.2022, «Für viele Autofahrer fühlt sich eine Benzinsteuer wie eine unfaire Bürde an»
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