Klimaschutzgesetz – Wirklich ein Stromfresser-Monster?

Im Juni stimmen wir in der Schweiz über das Klimaschutzgesetz ab, also über unsere Klimazukunft.
Ich überlasse es anderen über die Vorzüge des Klimaschutzgesetzes sprechen. Vielmehr möchte ich Argumente der Gegner [1] [2] genauer unter die Lupe nehmen und zeigen, dass manche ihrer Behauptungen im Klimaschutzgesetzt gar nicht vorkommen und systematische Angstmacherei betrieben wird.

  • Verbote und Vorschriften: Es wird der Eindruck erweckt, durch das Gesetzt würden Elektroautos vorgeschrieben und Verbrennungsmotoren verboten.
    Das Klimaschutzgesetzt sagt nichts darüber aus, ob wir in Zukunft mit einem Elektroauto, einem E-Fuel Fahrzeug oder dem Zug fahren. Es wird sich die sinnvollste, effizienteste und am meisten akzeptierte Technologie durchsetzen, welche kein CO2 produziert.
  • Stromfressergesetz: Es wird argumentiert, dass wegen der Abschaltung der AKW’s,  neuer Wärmepumpen und der Elektromobilität Strom verschwendet oder eben gefressen würde.
    Die Abschaltung der AKW’s hat nichts mit diesem Gesetzt zu tun. Trotzdem ist richtig, dass die Umstellung auf Wärmepumpen und Elektromobilität mehr Strom benötigt, und der bis anhin durch die AKW’s erzeugte Strom anderweitig produziert werden muss. Seriöse Energieszenarien berücksichtigen diesen Mehrverbrauch (z.B. www.co2nettonull.com), und entsprechend müssen insbesondere PV-Anlagen und Speicher (Speicherseen, Batterien etc.) massiv und rasch ausgebaut werden. Selbst wer zukünftig auf AKW’s setzt, ist auf den Ausbau der Erneuerbaren angewiesen, denn neue AKW’s könnten nicht rasch genug gebaut werden.
    Es findet somit eine technologische Umstellung von Öl- auf  Stromtechnologien statt. Dies hat aber überhaupt nichts mit Verschwendung (“Stromfressererei”) zu tun. Im Gegenteil, die Energie-Effizienz wird dadurch verbessert, da Verbrennungsprozesse physikalisch grundsätzlich ineffizient sind.
  • Enorme Kosten.
    Auf der SVP-Website [1] wird anhand einer nicht näher beschriebene ETH Studie behauptet, die Energiekosten pro Kopf und Jahr würden mit dem Gesetz bis 2050 von 3000 auf 9600 Franken pro Jahr und Kopf steigen. Verständlicherweise werden keine Quellenangabe zu dieser Studie gemacht! Eine so genaue Aussage zu den Energiepreisen in 2050 scheint mir äusserst zweifelhaft, insbesondere da diese Zahlen um ein Mehrfaches von den Mehrkosten anderer Studien abweichen, die ich in einem früheren Blogbeitrag bereits vorgestellt habe: https://wordpress.com/post/co2nettonull.com/302.
    Wir müssen bei solchen Kostbetrachtungen unbedingt zwischen Investitionen und Betriebskosten unterscheiden. Die Betriebskosten der erneuerbaren Energieerzeugung werden sogar niedriger sein (Sonne kostet nichts). Es wird aber Investitionen in den Infrastruktur-Umbau brauchen, insbesondere in den Aufbau von Stromspeicher und Photovoltaik-Anlagen.
    Betrachten wir mal die Alternativen: Ohne dieses Gesetzt werden mehrfach höhere Kosten für Schadensbehebung des Klimawandels auf uns zu kommen. Auch ein Bau neuartiger AKW’s (sog. SMR’s) ist mit enormen Kosten und Unsicherheiten im gleichen Rahmen verbunden.
    Packen wir doch die Chance: Mit dem Klimaschutzgesetz wird es ein wirtschaftliches Wachstum im Bereich neuer Technologien, insb. auch des Recyclings geben, was längerfristig zukunftsträchtige Arbeitsplätze sichert.
  • Funktionierende Öl- und Gas-Heizungen herausreissen.
    Auch so etwas schreibt das Gesetzt nicht vor. Natürlich müssen die bestehenden fossilen Heizsysteme bis 2050 durch CO2 neutrale ersetzt werden. Dazu gibt es verschiedene Alternativen wie Luftwärmepumpe, Fernwärme aus dem See oder anderen Wärmeerzeugern, Geothermie etc. Mit dem Gesetz wir der Bund über 10 Jahre den Ersatz fossiler Heizungen und elektrischer Widerstandsheizungen durch erneuerbare Systeme sowie Massnahmen der Energieeffizienz fördern. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass diese neuen Techniken bei Neubauten und Sanierungen eingesetzt werden. – Oder würde jemand ernsthaft in Erwägung ziehen, beim Kauf eines neuen Handys ein veraltetes Modell zu kaufen?
  • Alles ein Märchen, das Volk wird belogen.
    Für diejenigen, die den Klimawandel leugnen, ist dies natürlich alles ein Märchen. Wer aber ernsthaft an einer Lösung des Klimawandels interessiert ist, hat eine andre Perspektive. Natürlich gibt es unterschiedliche Wege, um eine CO2 freie Gesellschaft zu erreichen. Das Klimagesetzt sagt denn auch nicht, wie wir das Ziel im Detail erreichen sollen, es legt das gemeinsame Ziel fest und hilft den Wandel zu unterstützen.

[1] https://www.svp.ch/aktuell/publikationen/referate/nein-zum-verlogenen-und-teuren-stromfresser-gesetz/

[2] https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/svp-referendum-gegen-klimaschutz-gesetz-steht-66389070

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